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11. Januar 2008 13:21:32

… eine künstlerische Wiederholung: History Will Repeat Itself im KW

Artur Żmijewski, 8006

Artur Żmijewski, 80064, video still, 2004, Copyright: Artur Zmijewski

Schon mal was von „Reenactment“ gehört? Ich war nicht wirklich vertraut damit, aber mit Reenactments (Wiederaufführungen) werden in letzter Zeit sehr interessante, künstlerische Experimente zwischen Selbsterfahrung, Gesellschaftsspiegelung, Geschichtsaneignung, Therapie, Konfrontation, Erinnerung und Manipulation durchgeführt.

Die Ausstellung „History Will Repeat Itself“ im KW (leider schon fast vorbei) ist eine Zusammenfassung unterschiedlicher Praktiken des Reenactments aus verschiedenen Zeiten. Man bekommt den geschichtlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang erklärt und kann sich (muss sich) ausführlich mit den vielen Exponaten, die fast immer in Form von Videofilmen in Kombination mit einer Installation vorliegen, widmen. Die Kuratorinnen Inke Arns, Gabriele Horn und Co-Kuratorin Katharina Fichtner haben diese Kunstströmung sehr gut erfasst und angenehm präsentiert.

Unter den Arbeiten finden sich einige wirklich verstörende Experimente. So zum Beispiel die Dokumentation von Artur Żmijewski, der einen alten Mann, der zur Nazizeit im Konzentrationslager eingesperrt war und davon noch die tätowierte Lagernummer auf dem Unterarm trägt, überredet, sich diese Nummer auffrischen zu lassen. Der Film zeigt …

… die Diskussion um das Für und Wider dieser Maßnahme. In diesem Reenactment wird der Künstler zum Lagertätowierer und der Mann erlebt den stigmatisierenden Vorgang der Gewalthandlung noch einmal. Er sagt, das wäre damals keine große Sache gewesen und schließlich findet er das Ergebnis der Erneuerung ganz hübsch. Das verblassende Zeitdokument wäre jetzt wieder besser zu erkennen. Man sieht es sich an, kann es kaum glauben und wird als Betrachter Teil dieser grenzüberschreitenden Wiederholung.

Die Wiederaufführung des berühmten Milgram-Experiments (in der Ausstellung mit komplettem räumlichen Aufbau) ist kaum weniger unglaublich. Jedenfalls kommt man sehr nachdenklich und auch inspiriert aus dieser Ausstellung.

Wie immer, wenn sich Inke Arns einem Thema widmet, dann macht sie es gründlich: Parallel zur Ausstellung gibt es ein von ihr zusammengestelltes Filmprogramm im Kino Arsenal (letzte Vorstellung Samstag 12.1. um 20.30h
DAS HIMMLER-PROJEKT von Romuald Karmakar) und ein wirklich schöner Katalog ist erschienen.

Mehr darüber gibt es bei BlaueAugen.net zu lesen.

Nur noch bis 13. 1. 2008 in der Auguststraße in Mitte.

 

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